Wissenschaft und Anti-Aufklärung
Botschaft: Wir folgen der Wissenschaft - glaubt uns, was wir sagen! Die Pandemie geht auf ihren ersten Geburtstag zu. Schon fast ein Jahr wird uns gesagt, dass wir in Deutschland eine außergewöhnlich bedrohliche epidemische Lage hätten, die entsprechend einschneidende Maßnahmen nötig machten. Begründet wird dies mit der Expertise der Wissenschaftler vom RKI, aber auch anderen Wissenschaftsinstituten wie der Leopoldina oder dem Helmholtz-Institut. Im Grunde ist es richtig, dass eine Regierung sich beraten lässt. Doch wer sich auf Wissenschaft beruft, muss sich auch von Wissenschaftlern in Frage stellen lassen. Gleich zu Beginn der Anti-Corona-Maßnahmen meldeten sich zahlreiche Wissenschaftler zu Wort, die der Einschätzung der Regierung und ihrer Berater widersprachen. Inzwischen sind es nicht nur einzelne Ärzte wie Dr. Bodo Schiffmann, Prof. Bhakdi und Prof. Hockertz, die sich gegen die Darstellung vom ungewöhnlich bedrohlichen Virus stellen, sondern Zusammenschlüsse von Ärzten, Wissenschaftlern und Angehörigen der Gesundheitsberufe. So formulierten beispielsweise ein Zusammenschluss belgischer Ärzte im Oktober 2020: "Wir, Ärzte und Angehörige der Gesundheitsberufe, möchten unsere ernste Besorgnis über die Entwicklung der Situation in den letzten Monaten im Zusammenhang mit dem Ausbruch des SARS-CoV-2-Virus zum Ausdruck bringen. Wir fordern die Politiker auf, unabhängig und kritisch über den Entscheidungsprozess und die obligatorische Durchführung von Korona-Maßnahmen informiert zu werden. Wir fordern eine offene Debatte, in der alle Experten ohne jede Form von Zensur vertreten sind." Ich will hier nicht zu der inhaltlichen Seite dieser Debatte Stellung nehmen, möchte jedoch auf einen eklatanten Widerspruch in der Argumentation der Regierung aufmerksam machen. Einerseits berufen sich Merkel, Spahn und Wieler auf Wissenschaft, andererseits verlangen sie von den Bürgern, dass diese die realexistierende fachliche Diskussion um die Gefährlichkeit des Virus und der geeignetsten Maßnahmen ignorieren und alles glauben, was man ihnen sagt. Das ist jedoch das Gegenteil von Wissenschaft. Es ist geradezu anti-aufklärerisch, denn Wissenserwerb geschieht ja gerade durch Widerspruch, Zweifel und Diskussion. Im Dezember 2020 erklärte Frau Merkel in einer Fragestunde zum Thema "Verschwörungstheorien": "Das ist ja im Grunde ein Angriff auf unsere ganze Lebensweise. (...) Seit der Aufklärung ist Europa den Weg gegangen, sich auf der Basis von Fakten sozusagen ein Weltbild zu verschaffen. Und wenn ein Weltbild plötzlich losgelöst oder antifaktisch ist, dann ist das natürlich mit unserer ganzen Art zu leben sehr schwer vereinbar." Die Kritik an der Regierungslinie in Sachen Corona pauschal als "antifaktisch" zu bezeichnen, ist ein Beispiel für die propagandistische Rhetorik, die wir von Anfang an in dieser Krise gehört haben. Wir wurden immer wieder aufgefordert, noch nicht einmal darüber nachzudenken, ob wir Aha-Regeln, Lockdown und Quarantäne wirklich brauchen, um der Infektionsgefahr durch SARS-CoV-2 zu begegnen. So erklärte Lothar Wieler auf einer Pressekonferenz am 28.07.20: "Diese Regeln werden wir noch monatelang einhalten müssen ... Die dürfen nie hinterfragt werden. Das sollten wir einfach so tun.“ Warum eigentlich nicht hinterfragen? Es kommt Erstaunliches dabei zutage. Prof. John A. Ioannidis in einer Studie vom September 2020: Lockdowns haben keine nachweisbare Wirksamkeit. Oder das Gutachten von Prof. Matthias Schrappe und Kollegen vor dem Gesundheitsausschuss des Bundestages: "Die Grundlagen für die Entwicklung einer adäquaten Teststrategie zur Kontrolle von SARS-2 sind derzeitig kaum existent. Es liegt weder ein sinnvolles konzeptionelles Verständnis vor, noch sind Fragestellungen formuliert, die die Entwicklung einer Teststrategie anleiten könnten." Es ist in Wirklichkeit enorm wichtig, dass wir nicht einfach alles glauben, was man uns im Fernsehen, in den Leitmedien oder auf Pressekonferenzen sagt. Wir sollten wieder lernen, es zu hinterfragen und offen zu diskutieren. Aufklärung ist unbequem; sie fordert uns heraus, wie schon Immanuel Kant wusste: "Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen." |
Guido Ingendaay
Ich schreibe zu persönlichen, zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Themen. Die gemeinsame Perspektive ist das authentische Leben, das die Möglichkeiten innerer Entfaltung, echter Begegnung und Gemeinschaftlichkeit erforscht. Mehr zu mir finden Sie hier.
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September 2024
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