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Das echte Leben

Der unbewusste Krieg

1/27/2023

 
"Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer."
So schrieb Bertold Brecht im Jahr 1952, als es um die Frage einer Wiederbewaffnung Deutschlands nach den Schrecken des Weltkriegs ging. Heute, da sich die politischen Vertreter der Deutschen mehrheitlich dazu entschlossen haben, Panzer an die Ukraine zu liefern, bewahrheitet sich dieser Satz einmal mehr. Denn es scheint den Beteiligten und dem Chor der Zustimmenden nicht bewusst zu sein, was sie tun.
Konflikte gehören zum Leben. Sie sind Ausdruck unserer komplexen Natur, da sie ein Bewusstsein für widerstreitende Gegebenheiten in der inneren und äußeren Welt voraussetzen. Es ist ein Zeichen von Intelligenz, dass wir Konflikte erleben. Wenn wir konstruktiv mit ihnen umgehen, können wir an ihnen wachsen. Doch Konflikte lösen auch Stress aus. Je stärker wesentliche Bedürfnisse berührt werden, umso heftiger die Stressreaktion. Zu den typischen Zeichen von Stress gehören Wahrnehmungsverengung, Wirklichkeitsverzerrung, Empathieverlust, Aggression, Irrationalität und Kurzschlusshandlungen.
Die erfolgreiche Bewältigung von Konflikten ist stark davon abhängig, ob die Beteiligten ihren Stress realistisch einschätzen können. In einem gewissen Umfang ist die Stressreaktion hilfreich: sie macht wach und mobilisiert Energie für die anstehende Konfliktbewältigung. Steigert sich der Stress jedoch über ein gewisses Maß, bahnt er sich irrationale und destruktive Wege. Im Fall eines Konflikts besteht die große Gefahr also darin, dass der nicht mehr in seiner sinnvollen Dimension erkannt wird - er eskaliert und wird destruktiv.
Blinde Eskalation - das ist es, was im Kontext des Russland-Ukraine-Konflikts in diesem Land geschieht. Die militärische Aktion Russlands gegen die Ukraine hat Angst und Schrecken ausgelöst. Das ist verständlich. Doch was sich in der Folge im Bewusstsein vieler Menschen entfaltete, trägt die Züge einer übersteigerten und irrationalen Stressreaktion, in der Angst und Aggresssion die Regie geführt haben. Unter einem Hagelsturm politischer Propaganda stand Russland als Schuldiger für den Konflikt schnell fest. Die Ukraine wurde zum unschuldigen Opfer eines bösen Tyrannen erklärt und somit schien sich für alle Menschen mit Herz als einzige Rolle im Konfliktgeschehen die Rolle des Retters aufzudrängen: "Wir müssen denen helfen, die dem Diktator standhaft entgegentreten - notfalls mit Waffengewalt!"
Eine solche Konstruktion des Konfliktgeschehens ist jedoch nur möglich, wenn man wesentliche Aspekte dieses Konflikts ausblendet:
  • die historisch gewachsenen inneren Konflikte der Ukraine (Ukraine als ethnisch und kulturell heterogener Staat)
  • die konflikthafte Rolle der Ukraine im geopoltischen Zusammenhang (Regierungssturz 2014 durch die USA, der Versuch, die Ukraine in die EU und in die NATO einzubinden, um die Nato nach Osten zu erweitern und Russland unter Druck zu setzen)
  • die Historie fehlgeschlagener Konfliktlösungen (Minsk-Abkommen, diplomatische Initiativen zur Klärung offener Sicherheitsfragen etc.)
  • die konkrete militärische Vorgeschichte vor dem Einmarsch der Russen im Februar 2022 (systematische Diskriminierung und Entrechtung der russischsprachigen Bevölkerung, Beschuss der Donbass-Regionen durch ukrainisches Miltitär mit ca. 14.000 Todesopfern)
Wer diese Zusammenhänge in die Analyse des Konflikts nicht einbezieht, mag  die klare Aufteilung in Täter, Opfer und Retter überzeugend und somit auch die Anwendung von Waffengewalt gegen die Russen angemessen finden. Sich selbst für gut und andere für böse zu halten, die Gewalt der anderen zu verurteilen und die eigene Gewalt zu rechtfertigen, ist jedoch ein aus der Geschichte wohlbekanntes Rezept für Eskalation und Destruktion.
Krieg wird geführt, wenn Krieg befürwortet wird. Krieg wird befürwortet, wenn Angst, Hass und Aggression das Bewusstsein der Menschen vernebeln. Es ist an der Zeit, innezuhalten und nach den wahren Ursachen dieses Konflikts zu suchen. Dazu sind Gespräche und Verhandlungen notwendig, nicht nur auf Seiten der Politiker, sondern auch unter den Bürgern dieses Landes. Es gilt, nicht nur die Gewalt der anderen, sondern auch die eigenen bislang aus dem Bewusstsein verdrängten Aggressionen realistisch wahrzunehmen und anzuerkennen. Wenn die Wahrheit das erste Opfer des Krieges ist, könnte nicht die Wahrhaftigkeit der Einzelnen und der Vielen die Tür zum Frieden öffnen?
Es ist höchste Zeit, Bertold Brechts prophetische Warnung aus dem Jahr 1952 ernst zu nehmen:
"Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind! Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden."
    Guido Ingendaay
    Ich schreibe zu persönlichen, zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Themen. Die gemeinsame Perspektive ist das authentische Leben, das die Möglichkeiten innerer Entfaltung, echter Begegnung und Gemeinschaftlichkeit erforscht. Mehr zu mir finden Sie hier.

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