Die gegenwärtige Coronavirus-Pandemie hält viele Menschen in Atem. Sie sind besorgt und haben Angst - um Gesundheit, wirtschaftliche Sicherheit, weltwirtschaftliche Auswirkungen und bürgerliche Freiheiten. Es ist schwierig, sich von dieser aufgeladenen Atmosphäre aus Aufregung und Angst nicht anstecken zu lassen. Doch genau das ist jetzt wichtig: sich nicht mitreißen zu lassen von Verunsicherung und Panik, sondern sich bewusst zu machen, was hier geschieht und was das für uns bedeutet.
Der erste Punkt: Der Virus ist kein Feind, sondern Teil der Natur. Viren können der Gesundheit schaden, keine Frage, doch das Bekämpfen von Symptomen ist nicht der Kern der Heilkunst. Echte Medizin beruht auf Prävention, also auf einem Verständnis, worin Gesundheit besteht und wie sie, auch unter dem Andrang von schädlichen Einflüssen, erhalten werden kann. Vorbeugen ist besser als heilen. Klar, wenn wir Angst haben, meinen wir, es hilft uns zu wissen, wer der "Feind" ist und wie wir ihn bekämpfen können. Doch diese Sicht folgt der Logik der Angst. Wenn wir nicht weiter denken als Quarantäne, Todesfallzahlen und Maßnahmenkataloge, verpassen wir die Lektionen dieser Krise. Wir haben eine Krise, die zu uns passt. Denn der Corona-Virus ist nur so gefährlich, wie unser globales Immunsystem geschwächt ist. Aus präventiver Sicht müssen wir also zunächst fragen: Wie steht es um unser globales Immunsystem? Das Immunsystem der Erde ist schon seit langem schwersten und sich immer weiter steigernden Belastungen ausgesetzt. Hier in Deutschland leben die Menschen schon seit vielen Jahren mit überhöhten Feinstaubwerten. Der Autoverkehr nimmt ungebremst zu, er verstopft die Arterien der Stadt und verschmutzt die Luft. Unsere Landwirtschaft zerstört die Lebensräume von Pflanzen und Tieren, die Böden und Grundwasser werden immer weiter vergiftet. Wenn wir gesundes Essen zu uns nehmen wollen, müssen wir konventionelle Lebensmittel meiden, weil sie mit ihren hohen Anteilen an Zucker, Fett und chemischen Zusatzstoffen den Körper krank machen. In den Industrieländern leiden zahlreiche Menschen an Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck und Gefäßerkrankungen, während in wirtschaftlich notleidenden Ländern Hunger und Armut grassieren. Weltweit dringt die industrielle Landwirtschaft immer weiter vor, der Abbau von Bodenschätzen macht nicht halt vor Regenwäldern und den letzten Wildnissen dieser Erde. Ganz zu schweigen von der ungebremsten Verfeuerung fossiler Energieträger, die unser Klima aus den Angeln hebt und globale Katastrophen heraufbeschwört. Und die Gesundheit? Auch die Gesundheit ist zum Geschäft geworden, weswegen im Gesundheitswesen alle unprofitablen Kapazitäten abgebaut werden. Und jetzt haben wir also diese Corona-Krise. Und wieder denken wir, dass nicht wir selbst schuld sind, sondern ein besonders gefährlicher Virus, dem man den Krieg erklären kann. Wieder denken wir, dass wir nur erst diesen Feind besiegen müssen und danach alles wieder gut ist. Gewiss, auch ich finde es sinnvoll, das Notwendige zu tun, um das aktuelle Infektionsrisiko zu mindern. Doch bleiben wir in der Symptombekämpfung stecken, wenn wir aus dem, was jetzt geschieht, nicht weitergehende Lehren ziehen. Wir brauchen eine Wiederentdeckung des ganzheitlichen Prinzips der Prävention, die sich zuerst um das Unterlassen des Schädlichen und das Pflegen des Förderlichen kümmert. Wir brauchen ein Verständnis von Gesundheit, das das eigene Wohlergehen nicht trennt von dem Wohlergehen anderer Menschen und Lebewesen auf dieser Erde. Gesundheit kann niemals auf Umweltzerstörung, Ausbeutung, Konsumzwang und Gerätemedizin beruhen. Gesundheit entsteht aus gesunden, friedlichen Beziehungen - zu uns selbst und unserem Körper, zu unseren Mitmenschen, ganz gleich, wo sie leben, und zur Natur in allen ihren Formen.
1 Kommentar
Elke
3/27/2020 07:02:05 am
Vielen Dank für den sehr wahren und weisen Artikel. Dieser Blick auf die Krise ist wichtig, um es aus ganzheitlicher Sicht zu verstehen. Finde es sehr wohltuend, mal etwas anderes als die üblichen "Corona den Krieg erklären, Fallzahlen, Todesopfer" etc dazu zu lesen.
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Guido Ingendaay
Ich schreibe zu persönlichen, zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Themen. Die gemeinsame Perspektive ist das authentische Leben, das die Möglichkeiten innerer Entfaltung, echter Begegnung und Gemeinschaftlichkeit erforscht. Mehr zu mir finden Sie hier.
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